Exklusivinterview mit Markus Klug

Exklusivinterview mit Markus Klug

Markus Klug über die Faszination Derby und seine Hoffnungen auf eine Titelverteidigung. Der zweifache Derbysiegtrainer und designierte deutsche Trainerchampion 2017 Markus Klug stand unserem HRC Mitglied Patrick Heinsen Anfang Dezember Rede und Antwort.

Patrick Heinsen: Hallo Markus, nach zwei Derbysiegen in 2014 und 2017, ist man da noch hungrig auf Derbysiege?

Markus Klug: Wer einmal in den Genuss eines Derbysiegs gekommen ist, möchte dieses Gefühl wiederhaben. Deshalb bin ich wie jedes Jahr aufs Neue motiviert, im Derby gut abzuschneiden und wenn möglich dieses besondere Rennen wiederholt zu gewinnen.

Patrick Heinsen: Verspürst du nach zwei Derbysiegen eigentlich mehr Erfolgsdruck, oder gehst du heute unbeschwerter an die Sache?

Markus Klug: So richtig Druck habe ich vor dem Derbysieg mit Sea The Moon in 2014 verspürt. Es ist schon eine spezielle Situation, mit einem derart heißen Favoriten in das Derby zu gehen. 2017 war ebenfalls Druck zu spüren. Auf Grund der Tatsache, dass ich 7 Derbystarter hatte, waren die Erwartungen groß. Windstoß, Colomano und die anderen waren zwar auch favorisiert, aber bei weitem nicht so stark wie Sea The Moon. Generell verspüre ich aber keinen allzu großen Druck. Ich bin mir bewusst, dass es im Trainerleben gute und weniger gute Zeiten gibt. Zurzeit genießen wir am Stall unseren guten Lauf.

Patrick Heinsen: Man hört immer wieder davon, dass der Weg eines Galoppers zum Derbysieg in dem Moment beginnt, wo sich der Züchter Gedanken über die Anpaarung der Eltern macht, also gut vier Jahre vor dem eigentlichen Rennen. Für dich als Trainer wird es richtiger Ernst, wenn ca. neun Monate vor dem Rennen im Oktober der Nennungsschluss für das Derby ansteht. Ärgert dich dieser frühe Nennungsschluss manchmal?

Markus Klug: Ganz in Gegenteil! Wenn man bedenkt, dass früher die Pferde im Jährlingsalter genannt werden mussten, habe ich bei dem heutigen Nennungsschluss neun Monate vor dem Rennen bereits einen guten Überblick über das Leistungsvermögen der Pferde und kann meine Besitzer dementsprechend beraten. Somit ist zum Beispiel bei einer Derbynennung weniger Spekulation als z. B.  bei der Nennung zum Preis des Winterfavoriten. Diese muss nämlich schon im Jährlingsalter abgegeben werden, also kurz nachdem die Pferde eingeritten wurden. Ein potenzielles Derbypferd habe ich bis zum Nennungsschluss schon eine Menge galoppieren sehen.

Bei der Auswahl der Derbypferde kann man natürlich einen Blick auf die Abstammung werfen und überlegen, welche Pferde für die Derbydistanz geeignet sein könnten und welche nicht. Ich versuche aber dieses Schubladendenken zu vermeiden und verschaffe mir von jedem Pferd erst einen individuellen Eindruck, bevor ich mit den Besitzern bespreche, welche Rennen ich für ihr Pferd als geeignet erachte. Im Endeffekt kann ich ein Pferd nur für das Derby vorbereiten, wenn ein entsprechender Wunsch des Besitzers dahintersteht.

Patrick Heinsen: Aktuell hast du noch zehn Pferde für das 149. Deutsche Derby am 08.07.2018 genannt. Ich würde diese gerne mit dir in alphabetischer Reihenfolge durchgehen. Der erste Kandidat ist Accaro, der zweimal auf sehr schwerer Bahn lief, dies für einen Lando-Enkel aber sehr gut machte, oder?

Markus Klug: Mit Accaro sind wir sehr zufrieden! Er hat in München sehr überzeugend gewonnen. Ich bin davon überzeugt, dass sich Accaro dreijährig weiter verbessern wird und halt ihn für ein Pferd für die Derby-Route.

Patrick Heinsen:  Des Weiteren hast du Arcado und den noch ungelaufenen Balmain genannt…

Markus Klug: Arcado ist kein einfaches Pferd. Sein Bruder Aramon war auch sehr spätreif und hat sich auch erst als Wallach etwas steigern können. Arcado ist ähnlich, sodass das Derby für ihn zu früh kommen könnte.

Balmain ist ein interessantes Pferd. Der Hengst hat das Jahr über sehr gut gearbeitet und konnte stets mit meinen Besten mithalten. Allerdings hat der Bursche erhebliche Probleme an der Startmaschine, sodass wir ihn gar für einen Monat zu Simon Stokes gegeben haben. Das intensive Training unter Anwendung der Monty Roberts-Methode scheint sich ausgezahlt zu haben. Wir hoffen auf ein erfolgreiches 2018 mit Balmain.

Markus Klug: Destino ist ein anderer, kompakterer Typ als sein Bruder. Nichtsdestotrotz gehe ich davon aus, dass er wie sein Bruder mit dem Alter immer besser werden wird. Man muss auch hervorheben, dass Destino im Gegensatz zu seinem Bruder in der Lage war, zweijährig zu gewinnen.

Patrick Heinsen: Destino gehörte neben Weltstar und Star Max zu deinen drei Startern im Ratibor-Rennen. Nachdem diese auf den letzten drei Plätzen eingekommen sind, hast du eine sogenannte Negativ-Dopingprobe angefordert. Gibt es diesbezüglich schon Erkenntnisse?

Markus Klug: Mir wurde noch kein Test-Ergebnis mitgeteilt. Die Form meiner Pferde kann einfach nicht stimmen. Dafür waren alle viel zu früh und viel zu weit geschlagen.

Patrick Heinsen: Nach alphabetischer Reihenfolge folgt Erasmus, der mit imponierenden acht Längen den Winterfavoriten gewonnen hat…

Markus Klug: Wer mit acht Längen den Winterfavoriten gewinnt ist der logische Derbyfavorit. Zum aktuellen Zeitpunkt steht Erasmus über dem Jahrgang. Für uns war bereits im August ersichtlich, dass Erasmus unser bester Zweijähriger ist. Interessanterweise ist er im vierten Versuch das erste gute Pferd seiner Mutter, die selbst Diana-Siegerin war. 

Patrick Heinsen: Bei einem solchen Kracher plant man sicherlich auch schon die Route für das kommende Jahr?

Markus Klug:  Wir wollen mit Erasmus im Dr. Busch Memorial in Krefeld beginnen, wie es danach Richtung Derby geht, halten wir offen.

Patrick Heinsen: Eng verwandt mit Erasmus ist Ernesto, doch nach einem guten 2. Platz im Düsseldorfer Auktionsrennen kam nicht mehr viel…

Markus Klug: Von Ernesto erwarte ich im kommenden Jahr erhebliche Steigerung. Vom Typ her ist er kein Zweijähriger, da er aber immer gesund war, haben wir ihn auch laufen lassen, ähnlich wie Windstoß ein Jahr zuvor. Außerdem glaube ich, dass Ernesto auf guten Boden angewiesen ist. Ein weiterer Grund für das ein oder andere schlechte Abschneiden.

Patrick Heinsen: Star Max war im Ratibor-Rennen bereits vor dem Schlussbogen geschlagen…

Markus Klug: Diese Form kann überhaupt nicht stimmen! Nach den Vorformen und den Trainingsleistungen hätte selbst ein vierter Platz mit normalen Abständen kaum stimmen können. Wir sind davon überzeugt, dass Star Max in der Gruppeklasse zu Hause ist und die Derbyqualifikation schaffen wird.

Patrick Heinsen: Valajani ist auch bereits Sieger…

Markus Klug: Valajani ist sicher kein typischer Zweijähriger. Er hat auf Grund seiner Klasse gewonnen und immerhin den späteren Ratibor-Zweiten Guiri geschlagen. Wir können im kommenden Jahr einiges von Valajani erwarten.

Patrick Heinsen: Wellenreiter kam nach einem Lernstart im August nicht wieder an den Ablauf. Warum nicht?

Markus Klug: Der Hengst kam ins Wachsen, sodass wir mit ihm seitdem sehr ruhig machen. Er wird auch weiterhin noch Zeit benötigen, sodass das Derby zu früh kommen könnte.

Patrick Heinsen: Abschließend hast du mit Weltstar noch einen Halbbruder zu Derbysieger Windstoß genannt…

Markus Klug: Weltstar gehört natürlich zu unseren großen Hoffnungen, allerdings bin ich mir nicht sicher, ob der Soldier Hollow-Sohn der allergrößte Steher ist. 2000 Meter könnten auf Dauer seine optimale Distanz sein.

Patrick Heinsen: Vielen Dank für deine Einschätzungen. Mit Erasmus als klarer Nummer 1, wen siehst du als größten Herausforderer in den eigenen Reihen?

Markus Klug:  Das ist schwierig zu sagen. Wenn ich mich festlegen soll, nenne ich Star Max. Die Form aus dem Ratibor-Rennen kann wie gesagt nicht stimmen. Ich habe unverändert Mumm auf den Maxios-Sohn.

Patrick Heinsen: Hast du Zweijährige in anderen Quartieren gesehen, die dir im Hinblick auf das Derby gefallen haben?

Markus Klug: Mir haben Wild Max, Guiri und Amur bisher am besten gefallen.

Patrick Heinsen: Lieber Markus, ich danke dir recht herzlich für dieses Interview. Ich wünsche dir, deiner Familie und der Mannschaft auf dem Gestüt Röttgen ein frohes Weihnachtsfest und dir und deiner Verlobten einen schönen Urlaub im Januar.

Markus Klug: Danke Patrick. Dir und allen Lesern ebenfalls frohe Weihnachten.