Mit Herz und Kopf - Helmut von Finck, Züchter und Besitzer des Derbysiegers Sammarco
Am 3. Juli 2022 erfüllte sich für Helmut von Finck ein Lebenstraum. Mit dem von ihm selbst gezogenen dreijährigen Sammarco gewann Jockey Bauyrzhan Murzabayev das IDEE 153. Deutsche Derby. Und auch jetzt noch - gute fünf Monate später - beschäftigen den glücklichen und stolzen Besitzer immer wieder diese Momente, kommen Erinnerungen hoch. Zum Jahresende wird das wohl noch deutlicher werden, denn dann verbringen Helmut von Finck und seine Frau Kerstin den Jahreswechsel auf dem Gestüt Park Wiedingen bei Soltau. “Bei den Pferden, in aller Ruhe und zum genießen”, wie der Gestütsbesitzer schlicht sagt.
Während das Weihnachtsfest mit der Familie gefeiert wird, gehört der Jahreswechsel ganz und gar den Pferden. Sein Gestütsteam setzt sich ganz von selbst zusammen, um gemeinsam eine Weihnachtsfeier zu haben. “Ich freue mich auch auf diese ruhige Zeit, die ja maximal ein, zwei Monate dauert, bevor wieder der Sportbetrieb beginnt und die Fohlensaison,”, räumt Helmut von Finck freimütig ein, der in Berlin lebt und oft einfach der Großstadt entflieht, um im Gestüt zu sein: “Die Pferde sind ein wenig wie meine Kinder. Soldier Hollow etwa, den ich ja als Jährling bei einer Auktion in England gekauft habe, weil ich mich in den einfach verguckt habe. Sein Enkel Sammarco, der bei uns geboren und aufgewachsen ist, stand immer als Erster am Koppelzaun, wenn ich an die Weide kam. Die anderen kamen dann hinterher getrottet.” Das Warme, Vertrauensvolle und Weiche seiner Stuten, Fohlen und Jährlinge fasziniert den Züchter. “Pferde sind nicht wie Hunde und nicht wie Katzen, aber sie sind gutmütig und man muss gut mit ihnen umgehen.”
Aufregung pur
Sammarco bescherte seinem Züchter am 3. Juli 2022 den aufregenden Sieg im Derby, der Helmut von Finck, seine Frau, den Sohn und die Schwiegertochter, den Trainer Peter Schiergen und auch den Jockey, dem erstmals ein Derbysieg gelang, vollkommen aus dem Häuschen brachte. Schon einmal war Helmut von Finck dicht dran am Derbysieg und dann war es doch ein anderer, der die Nase vorn hatte. “Es war ja schon aufregend, weil es etwas später als geplant begann. Wir wussten auf der Tribüne nicht ganz genau warum, ich hab mir Gedanken gemacht, weil Sammarco schnell schwitzt, aber mein Sohn hat mich beruhigt, wir haben ein Bier getrunken, auch mal einen Kaffee, das war gut. Und auch nach dem Zieldurchgang habe ich erst auf das Zielfoto und die Entscheidung der Jury gewartet,” erinnert sich von Finck.
Dann allerdings war die überschäumende Freude und Dankbarkeit, die “funkensprühende” Begeisterung förmlich mit Händen greifbar und zauberte allen ringsum ein Lächeln ins Gesicht, auch Hamburgs erstem Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher und seiner Frau. Einen Derby-Sieger aus eigener Zucht zu stellen, ist nochmal etwas anders, als Besitzer eines Derby-Siegers zu sein.
Passion entdeckt und entwickelt
Dass er mal Vollblutzüchter und Gestütseigener sein würde, ist Baron Helmut von Finck nicht in die Wiege gelegt worden, denn familiär gab und gibt es keine Pferdezuchtgeschichte. Seit seinem 14. Lebensjahr - da nahm ihn der Bruder mit auf die Rennbahn - begeistert sich der bei München aufgewachsene Pferdemann für den Galopp-Sport. Nicht nur die Rennen und das Wetten faszinierten, in Baden-Baden bei einer Jährlingsauktion sprang der Funke über und die Geschichte des Pferdezüchters Helmut von Finck begann.
“Ich wollte noch weiter und tiefer in den Rennsport einsteigen und habe gute Stuten erwerben können”, erinnert sich von Finck. Und weil er selbst viel zu groß für einen Jockey wurde, wandte er sich dem Trabrennsport zu. Helmut von Finck war Bayerischer Champion der Amateur-Trabrennfahrer, hat eine stattliche Reihe von Erfolgen aufzuweisen und auf dem Gestüt Park Wiedingen sind auch heute noch seine Traber- und Vollblut-Senioren zuhause. Jedes Mal freut er sich, den 26 Jahre alten Cocktail Crown, der ihm 16 Siege im Sulky bescherte, zu sehen oder die Vollblutstute und Diana-Siegerin Flamingo Road, die auch Dritte im Deutschen Derby in Hamburg wurde und den Hansa-Preis gewinnen konnte.
Soldier Hollow
Wer sich mit der Pferdezucht befasst, muss Rückschläge hinnehmen, sein Auge schulen, Pedigrees studieren, auch dem Bauchgefühl vertrauen und ein wenig Glück braucht es auch. Dass der schlaksige Jährlingshengst Soldier Hollow, den von Finck in England erwarb, ein außergewöhnlich guter und gefragter Deckhengst werden würde, konnte man dem Jährling noch nicht ansehen. Soldier Hollow lebt friedlich auf dem Gestüt Auenquelle. Wenn man so will, ist dort eine “Promi-WG” mit Soldier Hollow und Torquator Tasso entstanden und beide - so ist zu hören - sind totale Möhrenfans.
Von San Marco zu Sammarco
Derbysieger Sammarco glänzte auch nach seinem prestigeträchtigen Sieg im bedeutendsten Rennen auf anderen Bahnen. Seinen Namen verdankt der Enkel von Soldier Hollow aus der Saloon Sold eigentlich einem “Fehler”. Heißen sollte das Fohlen wie eine berühmte Wassertaxi-Station in Italien - San Marco. Es wurde dann Sammarco und Helmut von Finck erzählte im Pressegespräch nach dem Derbysieg äußerst vergnügt, dass es sich dabei um ein gutes Weingut handeln soll. Das habe sich bestätigt, so der Besitzer und Züchter, der ein angesehenes Gourmetportal betreibt. Wie das Pferd also auch der Wein.
Jetzt zum Ende eines aufregenden Jahres mit einer harten Saison und dem Blick auf sehr viele Jahre mit großartigen Erfolgen aber auch Misserfolgen, kann Helmut von Finck im Gestüt Park Wiedingen wieder einmal Erlebtes Revue passieren lassen, Tage mit seinen Pferden genießen, sich austauschen mit seinen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Nie ist nur einer oder eine für Erfolge verantwortlich. Helmut von Finck: “Ich empfinde eine große Dankbarkeit, dass ich so gute Pferde habe. Ich freue mich über meinen Gestütsleiter und das gute Team, ich bin noch nie so zufrieden gewesen. Ich bin froh über die Zusammenarbeit mit Trainer Peter Schiergen.” Was einen Pferde lehren, ist einfach - Demut, Lebensfreude und Passion.
