Deutsche Derby-Revanche in Paris

Deutsche Derby-Revanche in Paris

Großes Kino auf der Galopprennbahn Paris-Longchamp im Bois de Boulogne am kommenden Sonntag, den 1. Oktober: Fantastic Moon und Mr Hollywood treffen sich um 16:05 Uhr zur Derbyrevanche im mit fünf Millionen Euro Preisgeld dotierten Qatar Prix de l’Arc de Triomphe. Das nach internationalem Rating sportlich am stärksten besetzte Galopprennen der Welt wird seit mehr als 100 Jahren ausgetragen, führt über die klassische Derbydistanz von 2.400m und ist das wichtigste Gruppe-I-Rennen in Europa.

Die Entscheidung, dass der amtierende deutsche Derbysieger, der dreijährige Hengst Fantastic Moon im Besitz von Liberty Racing 2021, in Paris laufen soll, fiel erst am Mittwoch und hat viel mit dem sonnigen Herbst zu tun. „Wir haben lange überlegt, welches der Rennen für Fantastic Moon das Beste ist und haben uns zusammen mit den Besitzern gegen eine weite Reise in die USA oder nach Japan für Fantastic Moon in diesem Jahr entschieden“, teilte Trainerin Sarah Steinberg aus München mit. „Wir hoffen weiter auf Sonnenschein und gute Bahn in Paris, dann kann er seine Bestform abrufen.“


Für 120.000 Euro nachgenannt

Der von Graf und Gräfin von Stauffenberg gezüchtete Fantastic Moon, ein Nachkomme des Derbysiegers Sea The Moon, bevorzugt guten Boden unter den Hufen. Deshalb wurde er Anfang September kurzerhand vom Wettstar.de Grosser Preis von Baden (Gr.I) abgemeldet und lief eine Woche später in Longchamp. Dort gewann er eindrucksvoll den Prix Niel, ein Gr.II-Rennen über 2.400m. Jetzt wurde er für 120.000 Euro – statt der ursprünglichen 8.300 Euro – nachgenannt. Mit Platz Fünf gibt es im Arc noch 143.000 Euro zu verdienen.

Durch die überraschende Planänderung fiel die Derbyrevanche mit Mr Hollywood in Baden-Baden ins Wasser. Der ebenfalls dreijährige Hengst belegte im Badener Grand Prix (Gr.I), der als Arc-Vorbereitung eine ausgesprochen gute Bilanz aufweist, Platz Zwei – wie schon zuvor in Hamburg im Derby (Gr.I) und im Kölner Union-Rennen (Gr.II). Sein letzter Sieg gelang ihm am 1. Mai in München in der Bavarian Classic (Gr.III), mit Fantastic Moon auf Rang Drei. Der vom Gestüt Ammerland gezüchtete Mr Hollywood hat seit kurzem einen neuen Mitbesitzer: Scheich Abdullah Bin Khalifa Al Thani, der ehemalige Ministerpräsident von Katar, erwarb 50 Prozent an Mr Hollywood, die andere Hälfte verbleibt im Besitz von Sebastian Weiss und Wanja Sören Oberhof.

Trainiert wird Mr Hollywood von Henk Grewe in Köln, der auch den fünfjährigen Hengst Sisfahan im Arc an den Ablauf bringt. Der Derbysieger von 2021, im Besitz von Darius Racing und Michael Motschmann, zählt allerdings zu den größten Außenseitern im 15er-Feld, obgleich er mit der Startnummer Eins antritt. Seine stärkste Leistung zeigte Sisfahan in dieser Saison im Westminster 133. Großer Preis von Berlin (Gr.I), als er hinter dem französischen Gast Simca Mille Zweiter wurde. Der vierjährige Simca Mille, der zuvor schon zwei Gr.II-Rennen in Frankreich gewonnen hat, vertritt im Arc ebenfalls deutsche Interessen. Der von Stephane Wattel in Deauville trainierte Hengst gehört seinem Züchter Jürgen Winter aus Baden-Baden.


Der ungeschlagene Ace Impact der Favorit

Die Favoriten im Arc sind aber andere. Da sind die Dreijährigen: der bei fünf Starts noch ungeschlagene französische Derbysieger Ace Impact, der von Jean-Claude Rouget trainiert wird, und der frisch gebackene englischen St. Leger-Sieger Continuous. Er wurde vom irischen Meistertrainer Aidan O’Brien nachgenannt. Sowohl Rouget als auch O’Brien kennen das Gefühl, den Arc zu gewinnen. Eine Premiere wäre es dagegen für den Briten Owen Burrows, der den sechsjährigen Hukum sattelt. Der Hengst hat in dieser Saison schon zwei Mal gewonnen, darunter die King George & Queen Elizabeth Stakes in Ascot. In der vergangenen Saison zählte der Coronation Cup in Epsom zu seinen Erfolgen; beides Rennen auf höchstem Level. Bei einem Sieg wäre Hukum der älteste Gewinner seit 1932!

Erfolgreichster Trainer in dem seit 1920 ausgetragenen Arc de Triomphe ist der französische Meistertrainer André Fabre, der das Rennen bereits acht Mal gewonnen hat. Erstmals 1987 mit Trempolino, zuletzt 2019 bei der 100. Ausgabe mit dem in deutschem Besitz stehenden und deutsch-irisch gezüchteten Waldgeist. In diesem Jahr hat er mit der vierjährigen Stute Place Du Carrousel allerdings nur eine Außenseiterin am Start.


Drei deutsche Siege

In Deutschland trainierte Pferde haben bereits drei Mal im Arc triumphiert. Den Anfang machte 1975 Theo Grieper mit Star Appeal, 2011 folgte Peter Schiergen mit Danedream und 2021 der von Marcel Weiß vorbereitete Torquator Tasso, der im Vorjahr dann noch einmal Dritter wurde. Siegreiter vor zwei Jahren war Rene Piechulek, der nun auf Fantastic Moon sitzt. Mr Hollywood wird vom vierfachen deutschen Championjockey Bauyrzhan Murzabayev geritten, der inzwischen in Frankreich tätig ist, während Sisfahan den Franzosen Lukas Delozier im Sattel hat, Stalljockey von Grewe in Köln.

Auf einen Mann werden sich aber alle Blicke richten: Der nicht nur in Frankreich ungeheuer populäre Italiener Frankie Dettori, ohne Zweifel der bekannteste Jockey der Welt, bestreitet seinen letzten Arc. Das Rennen hat der 52-Jährige, der Ende des Jahres seine illustre Karriere beenden will, bereits sechs Mal gewonnen – so oft wie kein anderer Reiter. Ein Sieg zum Abschied mit der fünfjährigen Stute Free Wind, trainiert von John und Thady Gosden, wäre allerdings eine ziemliche Überraschung. Doch gerade im Sport sind solche märchenhaften Geschichten immer wieder möglich.